Warum soll ich einen Welpen vom Züchter und mit Papieren kaufen, ich will ja nicht züchten, oder auf Ausstellungen gehen

Das ist eine Frage, die ich sich viele Menschen stellen, die planen einen Hund als Familienmitglied aufzunehmen. Denn ein Hund ohne Abstammungsnachweis ist natürlich auch günstiger und das Geld kann ich ja sparen  

 

Die Antwort auf die Frage lautet: Erbkrankheiten!
Den Grund für einen Hund mit Papieren findet man darin, dass die Vorfahren bekannt, untersucht und auch genotypisch (kein Träger von Erbkrankheiten) gesund sind.

 

Aber was sind eigentlich Erbkrankheiten?

Als Erbkrankheiten bezeichnet man Erkrankungen oder Anomalien, die familiär gehäuft oder durch sogenannte Neumutationen in einer bis dahin unbelasteten Population auftreten. Sie sind genetisch bedingt, d.h. sie werden durch Vererbung von Vorfahren auf Nachkommen übertragen. Sie vererben sich rezessiv.
Der Träger eines defekten Gens muss nicht selbst die die entsprechende Krankheit aufweisen, kann sie aber unter Umständen an Nachkommen weitervererben, wenn der symptomfreie Hund mit einem ebenfalls veranlagten Hund verpaart wird. Dadurch wird die Erkrankung manifestiert, die Nachkommen zeigen in den meisten Fällen die Erkrankung auf.
Dieses Wissen ist wichtig bei der Ausbreitung von Erbkrankheiten, weil es den Merkmalsträgern eben nicht anzusehen ist, dass er von dem Defekt betroffen ist und es kommt zu einer unbemerkten Verbreitung innerhalb der Population. Verantwortungslose Menschen tragen immer wieder dazu bei, dass sich gravierende Defekte ausbreiten.

 

Nun mag man denken: Gut, dann nehme ich eben einen Mischling, der ist sowieso gesünder und widerstandsfähiger
Eben nicht. Denn natürlich werden bestehende Defekte auch an Kreuzungen verschiedener Rassen weitergegeben. Durch das verantwortungslose -mit nicht untersuchten Hunden- Verpaaren, tragen diese Menschen immer wieder dazu bei, das sich gravierende Defekte ausbreiten.

Aus diesem Grund sind verantwortungsvolle Züchter und Vereine bestrebt, durch strenge Zuchtkontrollen und entsprechende Untersuchungen, Erbkrankheiten zu vermeiden.

Als ich vor 10 Jahren mit Käthe die Havaneserzucht begann, war sie die erste Havaneserhündin in meinem Verein, die auf die bekannten Erbkrankheiten auch röntgenologisch- untersucht war. Für mich als seriöser Züchter ist es ein Muss, meine Hündinnen vor dem Zuchteinsatz auf bekannte Erbkrankheien untersuchen zu lassen, und nur gesunde Hunde zu verpaaren.

 

Die häufigsten Erbkrankheiten beim Havaneser sind:

Progressive Retinaatrophie (PRA)
Dabei kommt es zu einem langsam fortschreitenden absterben der Netzhaut, das letztlich zur Erblindung beider Augen führt. Eine medikamentöse oder operative Behandlung/Heilung ist nicht möglich. 

Juveniler Katarakt (KAT)
Ist die pathologische Trübung der Linse oder der Linsenkapsel, die zur Erblindung führt. Sie entsteht bereits bei der Entwicklung im Mutterleib und ist bis zur Geburt abgeschlossen. Das heißt, sie ist bereits beim Neugeborenen vorhanden und wird meist schon zwischen der 8.-12. Woche sichtbar. Typischer Weise tritt sie bis zum 6. Lebensjahr auf und darf nicht mit der Nukleosklerose (grauer Star) verwechselt werden, die ab dem 6.-7. Lebensjahr als normaler Alterungsprozess auftritt. Hier kann eine Operation Linderung/Heilung bringen.

Patellaluxation (PL)
Ist die angeborene Fehlausbildung der Kniescheibe und des Gleitlagers, eine Fehlstellung des Kniegelenks oder eine hochstehende Kniescheibe. Dabei springt die Kniescheibe aus dem Gleitlager. Der betroffene Hund belastet das Bein nicht mehr, streckt meist das Bein fast waagerecht nach hinten, so dass die Kniescheibe wieder an die richtige Stelle rutscht. Es kommt langfristig zur schmerzhaften Knorpelbildung, so dass dem Hund nur durch eine Operation geholfen werden kann, schmerzfrei zu laufen.

In den meisten Fällen kann dem Hund nur durch teure Behandlungen/Operationen ein unbeschwertes, schmerzfreies Leben gewährleistet werden. Somit kann das beim Kauf eines Welpen ohne Abstammungsnachweis gesparte Geld, also ziemlich schnell in auftretende Tierarztkosten investiert werden. Und da sollte man sich doch die Frage stellen:

Hat man genug Geld, um billig einzukaufen?

 

Mit Papieren züchten heißt auch, dass

die Elterntiere kontrolliert werden, sowie die Zuchtstätte und einiges mehr. Es bedeutet ebenfalls, dass Hündinnen, die zur Zucht eingesetzt werden, nicht wahllos gedeckt, oder zu Gebärmaschinen missbraucht werden dürfen.